Dampfschifffahrt auf der Elbe in Dresden

Die Flotte der Weiße Flotte Sachsen GmbH gilt als die größte und älteste der Welt. Einige der derzeit 9 historischen Raddampfer (Baujahre der Schiffe: 1879 -> "Stadt Wehlen" bis 1929 -> "Leipzig") sind noch mit den ursprünglichen Maschinen unterwegs. Die "Diesbar" (erbaut 1884) wird nach wie vor mit Kohle befeuert, alle anderen mit Diesel. Gäste in den Ferienwohnungen Dresden und Besucher aus aller Welt kommen nach Dresden, um mit einem der historischen Raddampfer eine Schiffstour auf der Elbe nach Meissen oder in die Sächsische und Böhmische Schweiz zu unternehmen.

Stadtrundfahrten auf der Elbe mit dem historischen Raddampfer

Neben dem täglichen Angebot an Ausflügen, Stadtrundfahrten und Schlösserfahrten mit den Dampfschiffen auf der Elbe gibt es auch mehrmals im Jahr Flottenparaden, Dixilandfahrten, Riverboat-Shuffle, Kaffe, Luch und Partys an Bord der Dampfschiffe in Dresden. Die Angebote der Sächsischen Dampfschifffahrt sind sehr vielfältig und für jede Altersgruppe und Interessenlage ist etwas dabei:

Stadtfahrt zu Wasser, Canalettofahrt mit dem Dampfer, Schlösserfahrt, Theaterkahn an Bord, Abendbrotschiff, Dixielandfahrt, Flottenparade, Hafenfahrt, Kaffee- und Lunchfahrten zu Ostern, Pfingsten & am Muttertag, Schlösserfahrt mit Radeberger Bierseminar, Werftfahrt, Mondscheinfahrt, Fahrt ins Böhmische mit dem Dampfboot, Pianofahrt, Riverboat-Shuffle zum Dixiland, Ü40 Party, Winzer an Bord, Dampferparade, Feuerwerksfahrt, Oktoberfest an Bord, Glitzerschiff im Advent, Weihnachtslunch, Adventslunch und Christstollenfahrt.

Im Jahr 2012 – zur 175. Saison – fuhren rund 650.000 Fahrgäste mit einem Dampfschiff auf der Elbe in Dresden. Dies bescherte in diesem Jubiläumsjahr dem Betreiber einen Umsatz von 8,6 Millionen EURO. In den Jahren danach wurde es auf Grund von langzeitigen Niedrig-Wasserständen der Elbe für die Sächsische Dampfschiffahrt / Weiße Flotte Sachsen schwer, an diese Zahlen anzuknüpfen.

Geschichte der sächsischen Raddampferflotte

Vom Personenverkehrsmittel zum Ausflugsdampfer

Im Zuge der Industriealisierung im 19.Jahrhundert und dem Einzug der Dampfmaschine im Schiffsbau bemühten sich ab 1815 Kaufleute die bis dato auf der Elbe vorherrschenden Segel- und Treidelschiffe durch Dampfschiffe abzulösen.

In den Anfangsjahren ab 1837 erfolgte zunehmend eine Trennung des Fracht- und Personenverkehrs und die Raddampfschiffe entwickelten sich dabei immer mehr zu Personenverkehrsmitteln und übernahmen dabei im Raum Dresden einen großen Teil des Nahverkehrs. Dazu bediente man auch täglich „Fern“-Strecken zwischen den Orten Prag – Melnik – Dresden- Risa.

1857 gehörten 10 Personendampfer zur Flotte und 1890 waren es schon 24 und eine Dampffähre. Zur Jahrhundertwende bildete sich durch die Zunahme des Ausflugsverkehrs in die Sächsisch - Böhmische Schweiz der Haupteinsatzzweck der Schiffe als Ausflugsdampfer heraus. Im Jahr 1911 besaß die Sächsisch-Böhmische Dampfschifffahrtsgesellschaft stolze 33 Dampfschiffe und beschäftigte für deren Betrieb über 500 Mitarbeiter.

Die Weisse Flotte wird zur Sächsischen Dampfschiffahrt

Zur „Weißen Flotte“ wurde das Unternehmen 1928. Dieser Name bezog sich auf den weißen Anstrich der Schiffe. 1936 zum 100-jährigen Jubiläum war die befahrene Strecke inzwischen auf rund 320 km angewachsen, erstreckte sich von Litomerice bis Dessau. In den Kriegswirren ab 1943 erhielten die Schaufelraddampfer auf der Elbe einen Tarnanstrich. Einige wurden so zur Evakuierung von Hamburg eingesetzt und andere zu Versorgungs- und Lazarettschiffen umgerüstet. In Folge des 2. Weltkrieges gingen 6 Schiffe verloren. 

1948 erfolgte die Verstaatlichung als VEB Elbeschifffahrt Sachsen und 1956 beförderte dann die VEB Fahrgastschifffahrt „Weiße Flotte“ jährlich etwa 1,5 Millionen Ausflügler. 8 Seitenraddampfer wurden in den Jahren 1993/94 grundlegend saniert und originalgetreu restauriert und gingen unter der Flagge der neu entstandenen Sächsischen Dampfschiffahrts GmbH & Co. Conti Elbschiffahrts KG mit mehrheitlicher Beteiligung des Freistaates Sachsen wieder auf Große Fahrt im Sächsischen Elbtal.

Mit Volldampf in die Neue Zeit

Die älteste und größte Raddampferflotte der Welt, die Weiße Flotte des einstigen Fahrgastschiffahrt Dresden stand im Herbst 1992 bei der Treuhand zum Verkauf. Der Preis lag bei einer Million Deutsche Mark. Der Freistaat Sachsen fand in der Conti-Reederei aus München einen Investor. Als Ergebnis entstand ein komplexes Firmenkonstrukt in Form der Dampfschiffahrts-GmbH & Co KG. Die Conti-Gründer und weitere rund 500 Anleger trugen als Kommanditisten über 17 Millionen EURO als Einlagen zusammen. Die Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Raddampfer, der Bau zweier neuer Schiffe und der Ausbau der Infrastruktur verschlang in den 90igern viele Millionen, die einerseits durch die Anleger und andererseits durch Darlehen und nicht zurück zahlbare Zulagen und Zuschüssen, um die sich der Freitsaat als Gesellschafter kümmerte, eingebracht wurden. Trotz roter Zahlen, die das Unternehmen häufig am Jahresende verzeichnete, waren den Anlegern großzügige Ausschüttungung zugesichert. Auf den Aufbau von Rücklagen wurde weitestgehend verzichtet. Man liess es sich gut gehen und durchschiffte auch ohne Leck und Mastbruch die wirtschaftlichen schweren Jahre zum Ende des vergangenen Jahrtausends. Doch dann ...

Die fetten Jahre sind vorbei

Dann kam die erste Fut und trieb die Dampfschiffahrt 2002 und 2003 in stürmische Fahrwasser. Nach kurzem Aufatmen durch Gewinnmeldungen in den Jahren 2008 und 2009 ist die Dampfschiffahrts-GmbH & Co KG am Ende des Jahres 2010 ersmals bilanziell überschuldet. Mit voller Kraft voraus steuert die Flotte immer häufiger auf die Sandbänke roter Geschäftszahlen. Seit 2014 erhalten die Anleger keine Ausschüttungen mehr. Um gegen die Auswirkungen der immer häufiger auftretenden Unschiffbarkeit der Elbe gewappnet zu sein, versucht die Geschäftsführung ab jetzt Rücklagen zu bilden. Zu spät. Ein Umsatz von rund 10 Millionen EUR im Jahr bietet dafür wenig Freiraum. Wieder sollen Dalehen und Zuschüsse der öffentlichen Hand helfen, Liquidtätsengpässe zu umschiffen. 2018 und 2019 war die Saison von Niedrigwasser und Umsatzeinbußen geprägt. 2020 nimmt die Pandemie dem Unternehmen das letzte Fahrwasser unterm Kiel. Bereits beschlossene Sanierungspläne werden nicht umgesetzt. Das letzte Geld war schlichtweg ausgegangen.

2020 übernimmt ein Investor mit Knowhow

Dann im Juni 2020 durchlief die Dampfschiffahrt eine Insolvenz in Eigenverwaltung und suchte händeringend einen Investor. Dieser wurde im August 2020 mit dem Schweizer Unternehmen United Rivers AG mit Sitz in Basel gefunden. Die Sächsische Dampfschiffahrt firmierte damit - wieder - und unter dem Dach von United Rivers AG mit Namen "Weiße Flotte Sachsen" mit zwei Betriebsteilen:

  • Die Weiße Flotte Sachsen GmbH betreibt alle operativen Aufgaben der Sächsischen Dampfschifffahrt, den Gastrobetrieb Elbezeit und betreibt die beiden Salonschiffe.
  • Die Kulturerbe Dampfschiffe Dresden GmbH kümmert sich um die neun zwischen 1879 und 1929 gebauten historischen Elbdampfer, die unter Denkmalschutz stehen.

Die Weiße Flotte Sachsen wird im Sächsischen Elbland gern als erhaltenswertes Kulturgut betrachtet und hat in der Bevölkerung sehr große Sympathie.
Beruht diese Verbindung nur auf dem idyllischen Bild der friedlich dahin dampfenden Schiffe auf dem Fluß oder auch auf ein erhaltenswertes Unternehmen, dass in Zukunft in der Gestaltung seines Fahrplans und seiner Fahrpreise mehr Augenmerk auf Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit legen wird ?